Dienstag, 22. Mai 2012

Tokyo: 22. Mai - Shinjuku. Gyoen Park, Korean Town

Gestern bekam ich noch spontan von Ann-Marie Bescheid, dass wir heute in den Shinjuku Gyoen-Park wollen und sie Yuta, einen Freund, mitbringt, mit dem wir noch nach Korean Town wollten.

Da wir uns erst um halb zwei trafen, habe ich den Vormittag in der City verbracht.
Es hat allerdings ekelig geregnet, darum habe ich eine Möglichkeit gesucht, die Zeit drinnen zu verbringen. Irgendwann hatte ich mir mal den Studio Alta Department Store herausgesucht und auf meine Liste geschrieben. Also bin ich da einfach mal rein.


Das Warensortiment entspricht etwa dem vom Shibuya 109 und ist auch preislich irgendwo da zu finden. Also viel Marken-Gyaru-Kram und co.



Allerdings gab es noch ein paar Geschäfte, die nicht so sonderlich da hineinpassten, aber dafür umso interessanter waren.
Zum Beispiel ein paar Läden, die so Cybergoth-ähnliche Sachen verkauften, also viel mit Lackleder, Neonfarben, Korsetts oder auch zerfleddert und blutverschmiert.


 Interessant war auch, dass Dangerous Nude hier das Geschäft hat; das wusste ich nicht. Die stellen vor allem sehr ausgefallene Korsetts, sowie lolitataugliche Kleidung in einem ganz eigenen Stil her, der etwas sehr Antikes an sich hat, aber in skurriler Weise. Es ist schwer zu erklären.



Ich habe außerdem einen Visual-Laden gefunden, der die neuesten CDs führt, und ganz viele davon waren auch signiert.



Dort wurden auch wieder die Kostüme einer Band ausgestellt. Sie waren so viktorianisch angehaucht, mit Gehröcken aus Samt, Jabots, Rüschen, aber zeitgleich auch etwas finster und morbide. (Aber ich hab mich drinnen das Photographieren nicht getraut. xD )

Ansonsten habe ich in dem Department Store noch eine Swimmer-Filiale gefunden (in der ich mir eine Haarklammer gekauft habe), sowie Liz Lisa.



Am meisten angetan hat mich aber ein Geschäft.... ein ziemlich großes. Das einzige, welches sogar einen eigenen Raum hatte.



Das war ein Super Dollfie (Volks) Geschäft!! - Woooooww - dachte ich nur. Super Dollfies sind sehr exklusive Ball-Jointed-Dolls, also Kugelgelenkpuppen aus Resin, die in Handarbeit hergestellt werden. Sowas wie Künstlerpuppen eben; kein Spielzeug. Sie sehen extrem echt aus, ja fast unheimlich. Ich habe mich in dem Laden etwas nach Kleidung für meine eigene Doll umgeschaut, aber ihr Preis überstieg bei weitem dem meiner eigenen Kleidung. Mann kann gut und gerne weit über 300 Euro für ein Puppenoutfit ausgeben. Die Puppe selbst kostet 400 - 700 Euro, wenn es keine besonders limitierte ist.
Jedenfalls waren dort ganz viele Puppen, vor allem Einzelstücke, ausgestellt. Manche kosteten mit Outfit weit über 1000 Euro. Und an den Wänden fand man alles für dieses Hobby ... Körperteile, Perücken, Augen, Wimpern, Werkzeug, Zubehör, Schminke ... Ich habe für meine eigene ein Döschen mit "Eyeputty" gekauft ... so eine Art Knete, mit der man die Augen im Kopf fixiert.



Näht man also die Kleidung dafür nicht selber, so empfiehlt es sich, bevor man hier kauft, zuerst bei Closet Child in Ikebukuro zu schauen, da gibts ja alles gebraucht. Ich habe außerdem zu hören bekommen, dass es im Stadtteil Akihabara eine ganze Straße in einem Kaufhaus gibt, welche nur mit BJD-Geschäften gefüllt ist.

Und weil ich, nachdem ich fertig war, schon auf der Ecke war, bin ich natürlich noch mal zu Closet Child rein. Ich habe einen Spitzenkragen, sowie eine so gut wie neue, opulente Boystyle-Bluse von Black Peace Now aus der Gothic-Abteilung geschossen. Ca. 25 Euro hat mich die Bluse gekostet. Das original Preisschild hing noch dran mit 125 Euro. Da würde ich glatt behaupten, dass das ein ultra Schnäppchen war. Das Jabot ist abnehmbar.



Später fand ich dann Ann-Marie mit Yuta an der West-Station auf, nachdem ich dort eine Viertelstunde im Regen stand. Yuta ist ein cooler Typ. Ein bisschen abgefahren; anders als der typische, schüchterne, eher unkumpelige Durchschnittsjapaner und er spricht sehr gut englisch. Er trug einen neonfarbenen Batikpulli und ist ziemlich groß und dünn. Man war sofort irgendwie auf einer Kumpel-Ebene, zumal er und Ann-Marie sich sehr gut kannten.
Wir sind dann allmählich so losgewandert auf der Suche nach Mittagessen, bis wir uns für ein günstiges Restaurant mit Gerichten aller Art entschieden haben. Ich hatte irgendwas mit Schweinefleisch, Sprossen, Salat und dazu eine Suppe und Reis. So viel konnte ich gar nicht essen, aber Yuta und Ann-Marie sind auf der Stelle zur Hilfe geeilt. ;)



Später haben Ann-Marie und ich uns eine Weile von Yuta getrennt. Er ist in einen Laden für Künstlerbedarf gegangen, um u.a. eine Freundin zu besuchen und Ann-Marie und ich haben den Shinjuku Gyoen Garten erkundet, trotz Regen. Der ist riesengroß und besteht aus mehreren Sektionen, u.a. aus einem Barockgarten, einem Englischen Garten und verschiedenen japanischen Abteilen. Wir haben uns die (im übrigen schon sehr alten) japanischen Sektoren angesehen, zumindest einen kleinen Teil, denn wir waren auf der Suche nach dem Teehaus.

Nach etwas Herumirren war es dann doch recht schnell gefunden. Es war im traditionellen Stil gehalten, aber draußen gab es einen Automaten, in den man das Geld für den Tee und dazugehörige Süßigkeiten einwarf und dafür einen Coupon erhielt.
Innen fand man die komplette Ausstattung für eine Teezeremonie, jedoch saß man auf Bänken mit Strohmatten statt auf Kissen auf dem Boden. Auf Podesten nahe der Wand stand ein traditioneller Teekessel.
Wir wurden von einer Dame im Kimono empfangen. Sie schaute nach den Coupons und brachte uns dann eine Süßspeise aus roter Bohnenpaste. Die war etwas mehlig und relativ geschmacksneutral, dafür aber sehr süß. Mein Fall war es nicht unbedingt. Kurz danach servierte sie uns Matcha-Tee. Das ist grüner Tee auf Pulverbasis, der ziemlich bitter ist. Man hält die Tasse auf bestimmte Weise und dreht sie vor und nach dem Trinken in bestimmte Richtungen, wobei man sie mit drei Schlücken leeren muss. Das Ganze ist also eine fixe Angelegenheit und nach nicht ganz 10 Minuten waren wir wieder draußen.

   




Danach sind wir noch etwas im Garten herumgelaufen.





Wir haben dann Yuta in dem Künstlerladen aufgesucht und noch ein bisschen geplaudert; danach sind wir nach Korean Town aufgebrochen.
Ich war ein paar Tage zuvor schon einmal zufällig dort, wie ich schon berichtet hatte. Nur wusste ich nicht, dass ich dort schon im Zentrum war.
Auf dem Weg dorthin sind wir durchs Rotlichtviertel gelaufen; wir waren sehr in der Nähe von meinem Hotel. Yuta meinte, es sei die letzten Jahre sehr viel sicherer geworden, seit die Regierung die Yakuza (also die japanische Mafia) etwas eingedämmt habe. Vorher habe es hier regelmäßig Schießereien gegeben.
Aus Spaß haben wir noch Photos vor einem Host-Club gemacht. Yuta fragte mich, welche Jungs von den Plakaten ich denn besonders gut finden würde. Ich zeigte auf welche, dann zeigte er auf welche. xD Tja, bisschen bi schadet nie.

Essen gegangen sind wir dann in einem koreanischen Grillrestaurant.



Man hatte an jedem Tisch eine eigene Grill/Kochplatte, auf der dann das bestellte Gericht (man muss mindestens zu zweit bestellen) vor den Augen zubereitet und zerteilt wird.



Man teilt sich dann alles dort. Ann-Marie hatte ein eigenes Gericht, da sie Vegetarierin ist und Yuta und ich haben uns was mit Fleisch geteilt. Dazu gab es wieder Reis, verschiedene Soßen und Knoblauch, verschiedene Gemüsesorten und dergleichen. Alles das kommt zusammen (aber in kleineren Portionen) mit den gebratenen Fleischstücken in ein Salatblatt und ein (Brennessel?-)Blatt und wird mit der Hand gegessen. Man kann es aber auch einzeln mit Stäbchen essen, was mir ganz recht kam, denn ich mag keinen Salat.
Lecker wars jedenfalls, aber riskant, wenn man keine Flecken auf die Kleidung bekommen will. Das war ja unvermeidlich. Einmal hat Yuta beim Aufstehen aus Versehen den Löffel aus der Suppenschüssel gerissen, welcher mir aufs neue Metamorphose-Kleid sprenkelte. Jetzt hat es orangefarbene Punkte, aber ich habe sie weitestgehend wieder auswaschen können. Das Kleid hat an dem Tag eh gelitten, schon wegen dem Dreck, der von den Bäumen kam. Mein MM-Bonnet übrigens auch.... ich hoffe, man kann es bügeln.
Lustig war aber, dass die Kellner Yuta immer auf koreanisch angesprochen haben. Zum Glück kann er etwas koreanisch (ist selbst Teilkoreaner), aber mit allen anderen Gästen sprachen sie japanisch.
Und schaut mal, was für komische Schilder man manchmal findet:


Da es keine getrennte Toilette gibt, soll man bitte nicht als Paar hineingehen, um diese nicht stundenlang zu blockieren. xD Zu herrlich.

Ich wurde nach dem Essen noch zum Hotel gebracht. War ein netter Tag, trotz Regen. Jetzt bin ich total kaputt. Morgen gehts dann nochmal nach Harajuku und Abends mit wieder anderen Leuten in ein Isakaya.
Yuta und Ann-Marie wollen mich übrigens verkuppeln. o.O Irgendwann.



                                                        ~ Nostique ~









8 Kommentare:

  1. Was kam denn für ein Dreck von den Bäumen?
    Und an sich klingt der Tag ja gelungen, trotz des Wetters aber WTFH sind das für Preise für die BJD Kleidung? Wer soll sich das denn leisten können Oo?
    XD Und wenn sie dich verkuppeln wollen, weißt du auch mit wem, oder haben sie das nur so gesagt?

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    1. Naja, wenns regnet, kommt da halt dreck runter... wie bei uns auch. :D
      Tja, ziemlich horrend. aber liebhaber geben das aus, wenn sie sich schon ne BJD für 1500 euro leisten können. zum glück nähe ich ja selber. :D
      ne, ich weiß nicht, mit wem. :D sie sind scheinbar gerade auf der suche. xD

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    2. Unsere Bäume geben nicht nur dann Dreck ab XD aber Natur ist selten sauber.
      Okay ja schon aber ich finde es dennoch übertrieben teuer.
      Aha :'D Sind sie schon fündig geworden?

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  2. Uiiii verkuppel *__* XD
    Naja aber klingt doch schön und ein bisschen Regen kann die Stimmung nicht trüben, nicht wahr ^^
    Klingt auf jedenfall alles total toll und omg du hast dir schon wieder was verkauft XD Langsam glaube ich auch dass das alles nicht in die Koffer passt und das mit Yuta finde ich gut :'D Hörte sich auf jeden Fall nach einem gelungenen Tag für dich an, das freut mich für dich ^^

    Du kannst dich übrigens glücklich Schätzen, dass du heute nicht zu Hause warst D: Hier hat sich jemand an dem Bahnübergang zum Domstag vorm Zug geworfen und die ganze Berlinerstraße ist gesperrt, schon seit Stunden *sigh*

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    1. Joa, an den Regen muss man sich hier einfach gewöhnen.^^ ein glück, dass ich nicht zur regen-hochsaison in 4 wochen hier bin.

      Tja, zum kaufen geh ich doch shoppen, dafür hab ich gespart. ;).... und das mit dem einpacken klappt schon. o.o ich pack was bei meinen verwandten mit rein.

      oh weia.... das ist ja sehr unschön. hier kommen bestimmt auch täglich mehrere leute untern zug. who cares.

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    2. Ich möchte jetzt nicht angreifend werden und vielleicht spricht da einfach mein pädagogisches Denken aus mir, aber zu schreiben oder zu sagen 'who cares' bei einem Selbstmord finde ich persönlich doch ziemlich heftig. Ich meine immerhin ist das eine schreckliche Sache, so wie vieles andere auf dieser Welt auch und auch wenn man dazu keinen Bezug hat, da man diese Menschen nicht kennt und es einen selbst herzlich wenig ausmacht, gibt es sicherlich Menschen denen es etwas ausmacht. Deswegen finde ich das einfach echt derbe Krass.
      Das ist nicht böse gemeint, nur konnte ich mich da nicht ganz zurückhalten.

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  3. Ich dachte, man versteht die Ironie dahinter. o.O Natürlich ist das nicht lustig!!

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  4. Man muss dazu sagen, dass sowas in Tokyo sehr oft passiert, auch aus Versehen. Bei uns würde das immer gleich groß in den Schlagzeilen stehen, aber in Tokyo schweigt man das komplett tot.

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